FlowConnection – eine ganzheitliche Lernreise für Unternehmen zu mehr Flow, Kommunikation und Zusammenarbeit.

Vor dem Hintergrund der von Collaboratio Helvetica ins Leben gerufenen Initiative „Nova Helvetia“, die lösungsorientierte Projekte für eine gesunde Post-Covid-19 Schweiz begleitet und unterstützt, begaben sich Hartmut Hübner und Diana Oser in ihren jeweiligen Projektteams auf eine 3-monatige Reise. Hartmut interessierten die Aspekte des „New Work“-Ansatzes und wie sich diese in Unternehmen integrieren lassen, so das Arbeitnehmern und Unternehmen davon auf nachhaltige Weise langfristig davon profitieren können (SDG 8). Diana untersuchte gemeinsam mit der Gruppe „One Health“ den Zusammenhang zwischen Klima- und Gesundheitskrise (SDG 3). Hartmut und Diana fiel dabei auf, dass beide Projekte sehr viele Anknüpfungspunkte haben. So gibt es auch vor dem Hintergrund der Corona-Krise viele Einflussfaktoren auf die Gesundheit von Unternehmen und Mitarbeitern, im physischen und psychischen, als wohl als auch im ökonomischen Sinn. Nur Unternehmen, die nach Innen und Außen gesund sind, können wirtschaftlich sein, sich nachhaltig entwickeln und zufriedene Mitarbeiter beschäftigen. Dabei spielt sowohl die intrinsische Motivation der Mitarbeiter eine große Rolle, als auch Unternehmenswerte, -kultur, sowie -kommunikation.

Bewusstsein steigern

Hartmut beschäftigt sich schon seit mehr als 20 Jahren mit Unternehmenskommunikation und hat bereits für große Firmen wie Siemens gearbeitet. Als Dozent für „Kommunikationswissenschaften“ an der LMU München hat er während des ersten Lockdowns eine Studie zum Thema Sensemaking im Management durchgeführt und in diesem Zusammenhang 30 Stakeholderinterviews in der Schweiz und weiteren europäischen Ländern durchgeführt. Im Ergebnis zeigte sich, dass insgesamt das Kommunikationsbewusstsein steigt - viele Interviewte erkannten den Wert der Kommunikation während des ersten Lockdowns neu und erschlossen sich in der Situation, als langjährige Meeting-Routinen plötzlich aufgelöst waren, Zeit und Raum für Reflektion. Während somit der individuelle Purpose in den Mittelpunkt des Interesses rückte, stieg gleichzeitig das Interesse an der Frage, wie sich deren Wirksamkeit erhöhen lässt. 

Diana kommt aus der Soziologie und dem Marketing und hat bei ihrer Arbeit als Yogalehrerin erfahren, dass viele von uns verlernt haben auf unseren Körper zu hören und diesen ganz bewusst auch zu unseren Gunsten einzusetzen. Bei ihren zahlreichen Jobs in verschiedenen Unternehmen auf der ganzen Welt hat sie erlebt, wie viel gesunde Teamarbeit und Kommunikation in Unternehmen ausmachen und zum Unternehmenserfolg und Gesundheit der Mitarbeiter betragen kann. 

Synergien nutzen

Da beide ihre Nova Helvetia Reise in getrennten Gruppen gestartet haben, ging es erstmal darum, sich gegenseitig ihre Erkenntnisse aus den jeweiligen Gruppen mitzuteilen. Aus der New Work-Gruppe brachte Hartmut unter anderem die Einschätzung mit, dass sich ein Bewusstseinswandel nicht von oben verordnen lässt. Ein Strategie- oder Transformationsprogramm, das zentral entschieden und dann durch die Organisation hinweg ausgerollt wird, ist zum Scheitern verurteilt. Stattdessen geht es darum sich auf eine Lernreise zu begeben, die intrinsische Motivation weckt - und da fängt man am besten bei sich selbst an. Sport ist ein guter Weg, um Veränderungen am eigenen Körper zu erfahren, wie zum Beispiel beim regelmässigen Fahrradtraining.

Diana erschreckte während ihrer Reise mit der Gruppe „One Health“ vor allem, wie wenig Bewusstsein unter den Menschen vorhanden ist, dass Körper und Geist zusammenhängen und sich gegenseitig beeinflussen. Bei der Frage, ob Systeme sich von innen oder von außen am ehesten und langfristig ändern, konnte sie durch ihre eigene Sensing-Journey für sich feststellen, dass vor allem der innere Wandel jedes Einzelnen am ehesten was bewirken kann. Wenn wir auf dem individuellem Level ansetzen können, etwas in der Welt zu bewirken, verändern wir unser Bewusstsein von selbst und ohne äußere Vorgaben oder Zwänge und Regeln. Wer sich innerlich ändert, kann mit seinem Verhalten das Leben anderer Menschen verändern und somit die ganze Welt. Durch ihre eigene Erfahrung hat sie außerdem festgestellt, dass durch achtsame Beschäftigung mit dem eigenen Körper eine neue Bewusstseinswelle losgetreten werden kann. „Als ich mit Yoga begann, begann sich nicht nur mein Körper zu ändern. Mir wurde es immer wichtiger, wie ich mich ernähre, was ich konsumiere und wie ich schließlich auch mit anderen und unserem Planeten umgehe.“ Der körperliche Wandel hat somit einen Bewusstseinswandel zu vegan/vegetarischer Ernährung, respektvollem Umgang mit unseren Ressourcen und einem achtsamen und liebevollen Umgang mit allen Wesen auf unserer Erde geführt. Daher sieht sie einen direkten Zusammenhang zwischen ihrer Arbeit als Yogalehrerin und systemischem Wandel. 

Krankheit am Arbeitsplatz adressieren

Des Weiteren beschäftige Diana sehr der Zusammenhang, wie Bedingungen am Arbeitsplatz Menschen krank machen können. „Wir verbringen so viel Lebenszeit bei der Arbeit. Wir sollten uns dort wohl fühlen, unser volles Potential entfalten können und uns liebevoll und respektvoll gegenseitig behandeln. Es macht mich traurig, dass es immer mehr Menschen gibt, die unter Burn-Out leiden und die sich jeden Tag zur Arbeit quälen müssen.“ Diana findet es wichtig, dass körperliche Bewegung und Bewusstseinswandel auch im Unternehmen integriert werden können, so dass sich jeder bei der Arbeit wohlfühlt und sein volles Potential ausleben kann. Dies dient schließlich auch den Unternehmen selbst, da sich die intrinsische Motivation, Resilienz und Gesundheit der Mitarbeiter steigert. „Ein gesunder Geist wohnt in einem gesunden Körper. Aber auch ein gesunder Mitarbeiter in einem gesunden Unternehmen.“ 

Startpunkt: individueller Purpose

Aufgrund ihrer persönlichen Erfahrungen in der Nova Helvetia Reise und ihrer eigenen Erwerbsgeschichten, wollten Hartmut und Diana zunächst definieren, was es heißt, sich bei der Arbeit wohl zu fühlen und gesund zu sein. Für beide war klar, dass der körperliche Aspekt nicht zu kurz kommen darf und in die Bewusstseinsarbeit mit eingegliedert werden muss. Des Weiteren sind offene Kommunikation, gemeinsam gelebte Unternehmenswerte und -ziele, Identifikation mit dem Unternehmen, gegenseitiges Vertrauen und Respekt, Einbezug der Mitarbeiter in Entscheidungsprozessen wichtige Faktoren. Die intrinsische Motivation bei der Arbeit kann dadurch gestärkt werden, wenn man seinen Purpose bei der Arbeit kennt und ausleben kann, sowie wenn man bei der Arbeit Glücksgefühle erlebt, die u.a. durch Flow hervorgerufen werden können. Dabei spielt auch der Aufbau einer individuellen Resilienz eine große Rolle. 

Als Folge von Corona ist vielen bewusst geworden, wie wichtig die Natur für uns ist. Nur wenn die Natur intakt ist, können wir als Menschheit überleben. Viele haben durch die zunehmende Digitalisierung und Verstädterung den Zugang und Bezug zur Natur verloren. Wer nicht mit der Natur verbunden ist, dem kann es schwer fallen, den Zusammenhang zwischen unserem Verhalten, Klimawandel und den daraus resultierenden Folgen zu verstehen. Wer sich mit der Natur verbindet, sieht, wie schützenswert sie ist und schöpft Kraft aus der Natur. 

Nachhaltige Lernreise für TeilnehmerInnen und Trainerteam

Gemeinsam haben sich Hartmut und Diana auf den Weg gemacht, herauszufinden, wie man integrale Kommunikation, Flow, Zusammenarbeit, Resilienz und Nachhaltigkeit in Unternehmen entwickeln und langfristig stärken kann. Den Zugang dazu fanden sie über die körperliche Bewegung und die Natur. 

In wöchentlichen Zoom-Calls, die sich über Monate hinstreckten, entwickelten sie das Programm FlowConnection. Den Namen fanden sie über Brainstorming, schließlich soll es im Programm um Flow bei der Arbeit und Verbindung im Team gehen. Beiden war klar, dass es ein Programm braucht, bei dem sie als Impulsgeber agieren und den Unternehmen einen Anstoß geben, sich selbst weiter zu entwickeln. Um langfristige Effekte zu erzielen und den Unternehmen das nötige Know-How an die Hand zu geben, dauert das Programm 3 Monate. In diesen 3 Monaten reist das Team oder Unternehmen nach Ken Wilbers integraler Theorie gemeinsam durch alle 4 Quadranten in wöchentlichen Coachingcalls. Um die körperliche Bewegung zu integrieren, sollen zusätzlich Yoga-Stunden, Cycling-Traning oder gemeinsames Laufen angeboten werden. Außerdem erhalten die Teilnehmer jede Woche eine kleine Aufgabe, die sie in der Natur ausführen dürfen. Das Programm ist sowohl online als auch offline direkt vor Ort durchführbar. Im ersten Quadranten wird das individuelle Bewusstsein in den Vordergrund gestellt. Im ersten Monat beschäftigen wir uns mit Bewusstseinstools wie Mediation, Journaling, Achtsamkeitsmethoden, Purpose-Arbeit, um erst mal in jedem Einzelnen das Bewusstsein zu schaffen, wo es auf der Reise für ihn hingehen soll. Im zweiten Monat kommen wir in die Handlung. Wir reflektieren, wie wir uns selbst im Außen bewegen und wie wir anderen im Außen begegnen. Dies wird nun vor allem durch Tools wie Yoga, CheckIn/CheckOut und Dialog-Walks erfahren. Wir bringen das, was wir im ersten Monat über uns selbst gelernt haben in die Handlung und Begegnung mit anderen einzelnen Teammitgliedern. Im dritten Monat dürfen unser neu erlerntes Bewusstsein und Handeln sich schließlich in der Unternehmensstruktur wiederspiegeln. Wir testen und experimentieren mit Tools wie Business-Constellations, Kommunikationsräumen und anderen Grossgruppenmethoden. Unsere 3 monatige Reise endet vorerst mit einem Future of Collaboration Day, welcher sich im 4. Quadranten ansiedelt. Hier erproben wir an einem gemeinsamen Tag mit dem gesamten Unternehmen oder Team, was wir in der 3 monatigen Reise gelernt haben und wenden es an Praxisbeispielen spielerisch an. Wir zeigen den Teilnehmern, wie sie durch ihr Bewusstsein einen ganzen Prozess im Unternehmen angestoßen haben, bei dem sich das gesamte Unternehmen ändern darf. Unternehmenswerte werden neu definiert und verfestigt bzw. bereits bestehende Werde gestärkt. Nach den 3 Monaten gibt es die Möglichkeit den Prozess mit einem anderen Team im Unternehmen zu durchlaufen oder die bestehenden Teilnehmer weiterhin auf ihrem Prozess zu begleiten. Spannend an Ken Wilbers Theorie ist nämlich, dass sich die Prozesse wiederholen und gegenseitig verstärken dürfen.

Konzeptpräsentation

So entstand schließlich eine Präsentation, die Unternehmen bei potentiellen Gefahren wie Burn-out und soziale Isolation in der Pandemie abholt und das 3-Monats-Programm vorstellt. Über LinkedIn und über persönliche Kontakte wurde diese Präsentation an HR-Manager, BGM-Mitarbeiter und Bekannte verschickt. Das Feedback zur Programm war durchweg positiv. Anmerkungen wurden sofort in wöchentlichen Calls zur Verbesserung des Programms umgesetzt und wieder angepasst. Den meisten gefiel der Ansatz, das Programm auf 3 Säulen aufzubauen: körperliche Bewegung, Natur und Coaching Calls. In einem direkten Gespräch mit einem großen Schweizer Unternehmen kam die Herausforderung zur Sprache, dass Mitarbeiter in Schichten und an verschiedenen physischen Orten arbeiten. In diesem Fall hilft die Möglichkeit die einzelnen Module des Programms virtuell durchzuführen, aufzuzeichnen und somit unabhängig von Zeit und Ort allen Mitarbeitenden zur Verfügung zu stellen.

Systemischer Wandel geschieht von innen heraus und wird auf individueller Ebene angeregt. In der Prototyping Phase fokussierten sich Hartmut und Diana daher auch darauf, über die direkte Ansprache von Firmen hinaus auch einzelne Personen zur Teilnahme an dem Programm einzuladen. Auf diesem Weg ist Yoga@FlowConnection und Cycling@FlowConnection entstanden. Die Trainings wurden zunächst kostenfrei angeboten um in Resonanz zu gehen und ein Publikum zu schaffen. Der “Deal” mit den Teilnehmern lautete, dass sie als Gegenleistung FlowConnection in ihrem Unternehmen und Bekanntenkreis bekannt machen sollten. In wöchentlichen 1,5 stündigen Zoom-Calls wurden den Teilnehmern die Tools aus den FlowConnection Coaching Calls vorgestellt und angewendet - gefolgt von der körperlichen Betätigung. Das Cycling-Angebot wurde trotz Werbung auf Social Media-Kanälen leider nicht angenommen. Yoga@FlowConnection fand jedoch auch dank Dianas eigenem Yoga-Netzwerk großen Zulauf und so waren in der ersten Sitzung 17 Teilnehmer dabei. In der 2-monatigen Testphase mit wechselnden Teilnehmern, sowie einem festen Kern wurden zuerst Tools vorgestellt und dann gemeinsam in circa 30-40 Minuten getestet. Danach fand eine Yoga-Lektion mit Bezug auf die erlernten Tools statt. So wurden unter anderen die Tools „CheckIn/CheckOut“ verbal und körperlich, Journaling, Purpose-Finding, Ikigai, Dialogues, Levels of Listening, Self-Care, Yoga im Homeoffice sowie Yogaphilosophie durchgeführt. Meditation und Atemübungen waren auch jedes Mal fester Bestandteil der Stunden. Die Teilnehmer berichteten davon, sich jede Woche sehr auf die Stunde zu freuen, ein Gefühl der Verbundenheit und Vertrauen in der Gruppe zu spüren, sich zu öffnen, gehört zu werden, sich wohl zu fühlen, Anregungen für ihr eigenes Arbeitsleben mitzunehmen, mehr auf ihre innere Stimme und ihren eigenen Purpose zu hören, körperliche Bewegung in die Arbeit zu integrieren, sich insgesamt körperlich und psychisch wohler zu fühlen. Sie möchten das Gelernte weitertragen und auch in ihrem eigenen Unternehmen versuchen ein paar der Tools anzuwenden.

Ausblick: Buchprojekt 

Durch die gemeinsame Arbeit an FlowConnection ist noch ein weiteres wundervolles Projekt entstanden. Gemeinsam mit Donatus Grütter, der Unternehmensberater und integraler Kommunikationscoach ist, schreiben Diana und Hartmut über Erfahrungen ihrer individuellen und gemeinsamen Erfahrungen an einem Buch. Das Buch beschäftigt sich mit integraler Kommunikation nach Ken Wilber und wird im Herbst im Haufe Verlag erscheinen. 

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Geschriben von Diana Oser und Harmut Hübner

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